
Mit Paaren aller Glaubensrichtungen – und ganz ohne: Was eine religionsübergreifende Trauung wirklich bedeutet
Was meine ich überhaupt, wenn ich von „Glauben“ spreche?
Begriffe wie Glaube oder Spiritualität bedeuten für jede Person etwas anderes. Für manche hängen sie eng mit Religion zusammen. Für andere haben sie mit Natur, Werten, Ethik, Familie oder innerer Haltung zu tun.
Wenn ich sage:
„Ich arbeite religionsübergreifend – und weltanschaulich offen, für Paare mit oder ohne Glauben“,
dann meine ich: Jede Beziehung hat irgendeine Quelle von Sinn. Für die einen ist es Religion. Für die anderen sind es gemeinsame Werte, Herkunft, Kultur, Lebensgeschichte – oder einfach die tiefe Entscheidung füreinander.
Einige Paare möchten religiöse Elemente bewusst einbeziehen. Andere beschreiben sich als spirituell, aber nicht kirchlich. Wieder andere sehen sich als klar säkular – und wollen trotzdem eine bewegende, bedeutungsvolle Zeremonie.
Gemeinsam haben alle:
Sie möchten einen wichtigen Lebensmoment ehrlich und stimmig gestalten.


Wenn Paare mich das erste Mal finden, reagieren sie oft ganz unterschiedlich.
Manche sind begeistert: „So jemanden gibt es? Jemand, der sich mit verschiedenen Glaubensrichtungen auskennt – und trotzdem frei traut?“ Für sie fühlt es sich an, als gäbe es endlich einen Raum, in dem beide Hintergründe, Zweifel, Fragen, Traditionen – und auch das „Wir gehören zu nichts Bestimmtem“ – nebeneinander Platz haben. Eine Trauung für Paare mit oder ohne Glauben, die ihre eigenen Werte und Geschichten sichtbar machen möchten.
Andere kommen mit einer gewissen Unsicherheit. Meistens stolpern sie nicht über das Wort religionsübergreifend, sondern über das Wort Glaube. Dann tauchen schnell Fragen auf:
Müssen wir religiös sein?
Brauchen wir irgendeine spirituelle Haltung?
Gehört dann automatisch Religion in unsere Trauung?
Und was, wenn wir uns gar nicht zuordnen?
Was, wenn wir beide Verschiedenes glauben?
Der Satz, den ich am häufigsten höre, lautet:
„Wir wissen nicht so recht, was wir sind – stört das?“
Nein, das stört nicht. In den allermeisten Fällen merken Paare sehr schnell: Genau diese Offenheit ist das, was sie gesucht haben. Trotzdem weiß ich, wie viel Überwindung es kosten kann, sich überhaupt mit solchen Fragen zu beschäftigen. Manchmal springen Menschen schon vorher ab – einfach, weil das Wort Glaube sich für sie einengend anhört.


Wenn Religion eine Rolle spielt – aber nicht alles bestimmen soll
Gerade in Schottland begegnen mir viele Konstellationen: zwei Partner aus derselben Tradition, zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen, oder Paare, die selbst kaum praktizieren, deren Familien aber stark religiös geprägt sind.
Darum habe ich mich intensiv interreligiös ausbilden lassen. Mir ist wichtig, Rituale nicht nur „dekorativ“ einzubauen, sondern zu verstehen, was sie bedeuten.
Ich bin keine Vertreterin einer bestimmten Kirche.
Ich bringe Wissen, Sensibilität und Respekt mit – und begleite Paare seelsorgerlich und zeremoniell, für Paare mit oder ohne Glauben, so dass Traditionen Platz haben dürfen, ohne die ganze Trauung zu bestimmen.
Für viele entsteht genau hier ein befreiender Mittelweg:
Familie und Herkunft würdigen – und trotzdem eine Zeremonie erleben, die sich authentisch und zeitgemäß anfühlt.
Und wenn wir gar nichts glauben?
Diese Frage kommt oft – manchmal fast entschuldigend:
„Wir sind eigentlich gar nicht religiös. Dürfen wir trotzdem?“
Natürlich.
Menschen ohne religiöse Bindung sind keine „leere Seite“. Humanistische oder säkulare Haltungen tragen genauso Werte: Würde, Verantwortung, Liebe, Fürsorge.
Viele wünschen sich Rituale, Symbolik, Tiefe – nur ohne Dogma.
Religionsübergreifende – und weltanschaulich offene Trauungen für Paare mit oder ohne Glauben heißen deshalb nicht: Religionen mischen.
Sie heißen: die Vielfalt menschlicher Sinnsuche anerkennen – auch die nichtreligiöse.
Begleitung, Traurednerin, Officiant – und was das praktisch bedeutet
Ich arbeite als interreligiöse Traurednerin und biete seelsorgerliche und zeremonielle Begleitung an – für Paare mit oder ohne Glauben.
Meine Aufgabe ist:
zuzuhöre
Orientierung zu geben
Spannungen zwischen Tradition und persönlichem Wunsch auszubalancieren
Räume zu schaffen, in denen sich alle sicher fühlen – auch stille, introvertierte oder neurodivergente Paare
In der Zeremonie selbst bin ich vor allem eines:
Geschichtenerzählerin, Ritualgestalterin und Begleiterin für Paare mit oder ohne Glauben.Und weil ich in Schottland rechtlich befugt bin, Trauungen zu leiten, sorge ich auch dafür, dass alles formal gültig wird.
Diese Rollen widersprechen sich nicht. Sie gehören zusammen – und bilden den Kern meiner Arbeit:
Menschen in ihrer Vielfalt ernst nehmen und ihnen eine Trauung ermöglichen, die zu ihnen passt.


